ZINN DURCH DIE ZEIT

Wo kommen wir her? Wie wollen wir leben?

Schüler und Schülerinnen aus der Stadtteilschule Wilhelmsburg folgten den Spuren von Menschen, die seit den 1950er Jahren nach Wilhelmsburg eingewandert sind, hörten ihre Geschichten, spürten ihrem Wirken nach und lernten aus ihren Erfahrungen für die Zukunft. Zu hören sind Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen aus Wilhelmsburg. Hier am Zaun der Zinnwerke ist ein Ort entstanden, der anregt, sich selbst zu hinterfragen. Mit einer Sammlung von Lebensgeschichten unserer Nachbarn und Nachbarinnen stellen wir die Frage, warum die Leistungen der Eingewanderten in der Öffentlichkeit so wenig wahrgenommen werden.

Naim Elezaj

Im Alter von 16 Jahren, ist Naim 1993 vor dem Krieg aus dem Kosovo nach Wilhelmsburg geflüchtet.

 »Hier habe ich meinen Bart bekommen und hier bin ich grau geworden. Ich kenne diesen Ort besser als mein Zuhause.«

Heute ist Naim Geschäftsführer in der Firma in der er angefangen hat zu fegen.

 

»Pro Tag habe ich nur 1,50 Mark für Fladenbrot, Margarine und türkischen Tee ausgegeben. Trotzdem habe ich noch 150 Mark nach Hause geschickt.«

Nach 10 Jahren trifft Naim seine Mutter zum ersten mal wieder.

 

Ali Kazanci

1972 fuhr Alis Vater nach Deutschland, um sich die Olympischen Spiele anzuschauen. Aufgrund des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens kehrte er aus wirtschaftlichen Gründen nicht wieder zurück, sondern begann hier zu arbeiten und holte seine Familie aus der Türkei in den 80er Jahren nach Deutschland.

Dieses Foto entstand an einem Morgen, als die Familie unterwegs in die Türkei war, an der Industriestraße 135. Heute arbeitet Ali in der Sozialberatung beim Jugendmigrationsdienst und engagiert sich als Abgeordneter der SPD in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte. 

»Mitsprache ist wichtig, denn nur wer mitspricht, kann etwas ändern. Schon mit diesem Projekt bewegt ihr etwas.«

Zur Feier des Ramadanfests zogen die Zwillingsbrüder Ali und Muammer ihre Anzüge an. Das Foto ist bei der Kreuzung Mokrystraße, damals Industriestraße entstanden. Wilhelmsburg hat für ihn eine große Bedeutung und er würde nicht mehr von hier wegziehen.

»Die Welt ist global geworden, jeder kann mehrere Heimaten haben, aber Wilhelmsburg ist mein Dorf.«

 

Lucia und Ricardo Scarcelli

»Ich bin nur zwei Jahre in Italien zur Schule gegangen, aber ich habe viel erreicht.«

Mit 15 Jahren begann Lucia ihre Lehre. Insgesamt 51 Jahre war sie als Friseurin tätig und führte sogar 26 Jahre erfolgreich den eigenen Salon Lucia in Wilhelmsburg. Für die Zukunft gibt Lucia uns einen Rat.
»Man muss stark sein und man muss wollen.«

 

»Es war hart, als ich aufgehört habe zu arbeiten. Ich habe meinen Beruf geliebt und ich liebe ihn noch.«

 

Dereje Zewdie Wordofa

 

»Anpassung ist der Schlüssel für Vieles.« 

Heute, nachdem DJ als Lieferant gearbeitet hat und selbst sieben Jahre in Deutschland Taxi gefahren ist, betreibt Dereje sein eigenes Taxiunternehmen.

»Die erste Frage der Fahrgäste war oft: Woher kommst du?«

Seine Antwort hielt er oft spielerisch zurück, um die Gäste in ihren geografischen Kenntnissen zu schulen, denn viele würden Afrika noch immer für ein einziges großes Land halten.

Die Geschichte der Arbeitsmigration ist unsere gemeinsame Vergangenheit. Und sie ist der Hintergrund für unsere Zukunft. Die Zinnwerke wurden 1903 gegründet und sind Teil der über 150-jährigen Wilhelmsburger Migrationsgeschichte. Das multimediale Geschichtsprojekt wurde realisiert in Kooperation mit Kreativen, die heute in und um die Zinnwerke arbeiten. Ein Projekt von Hirn und Wanst mit Schülerinnen und Schülern der Stadtteilschule Wilhelmsburg.

In Kooperation mit:
Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen
Konspiratives KulturKollektiv e. V.
Stadtteilschule Wilhelmsburg, Zinnwerke e. V.

Gefördert vom Türkische Gemeinde in Deutschland e. V. im Programm »Mein Land«.

Zvezdalina Asenova
Muhammed Aycicek
Carolina Biermeier
Elena Deutschmann
Nassimat Djobo
Naim Elezaj
Torben Freitag
Clementine Gnahoui
Asiye-Eslem Iskender
Ali Kazanci
Lyra Kübler
Georgi Samardzhiev
Oliver Menk
Melissa Metli
Sobaidullah Nasiri
Lisa Noel
Marco Antonio Reyes Loredo
Eva Ritter-Steindorf
Lucia Scarcelli
Ricardo Scarcelli
Annette Schmid
Sarah Schögler
Dereje Zewdie Wordofa